Basierend auf meinen wöchentlichen Self-Publisher-Charts und einer umfangreichen Auswertung von Smashwords-Gründer Mark Coker für den US-Markt lässt sich überschlagen, was verlagsunabhängige Autoren pro Woche in Deutschland verdienen – und wie sich diese Einnahmen auf die Preisstufen verteilen.

Zunächst meine Annahmen, die natürlich nur grob gelten:

  • Ein eBook auf Platz 1 verkauft pro Tag etwa 500 Stück
  • Ein eBook auf Platz 100 verkauft pro Tag etwa 50 Stück
  • Ein eBook auf Platz 10 verkauft pro Tag etwa 100 Stück
  • Für die Datenübertragung zieht Amazon im Mittel 3 Cent von den Nettoeinnahmen ab

Durch die Ränge dazwischen lässt sich eine Exponentialkurve legen. Ich habe die Funktion Verkäufe pro Tag = 2^(0.09*(100-Salesranking))+50 verwendet. Daraus ergeben sich die oben genannten Fixpunkte.

Amazons Sonderaktion zum KDP-Jubiläum ist vorüber – das ist bei den aktuellen Self-Publisher-Charts vor allem daran zu merken, dass der Durchschnittspreis der besten 45 unabhängig veröffentlichten eBooks von den 2,13 Euro der Vorwoche auf 2,37 Euro gestiegen ist. In den Top 100 sind Self Publisher dennoch kaum weniger stark vertreten: 45 (Vorwoche: 49) der Top 100 und 7 (Vorwoche: 8) der Top 10 kommen ohne Verlag aus.

Die Amazon-Aktion selbst hat den meisten der günstiger angebotenen Titel nicht geholfen. Zum regulären Preis konnten sich im Grunde nur noch Michael Linnemanns Krimis in den Top 100 halten (plus zwei, drei andere). Dafür ist vielen Neulingen der Einstieg gelungen, immerhin elf Titel sind neu dabei, einer hat es sogar bis auf Gesamtrang 14 geschafft.

Etwas rückläufig ist die Zahl der Amazon-exklusiven Titel: Von den 45 Indie-Autoren binden sich noch 32 exklusiv an diesen Anbieter.

Angekündigt haben es die Beteiligten ja schon seit einiger Zeit – nun ist sie an den Start gegangen: Qindie, eine Plattform im Internet, die Qualität im Self Publishing zum Durchbruch verhelfen möchte.

Die Gruppe hat sich eine ganze Reihe an Instrumenten ausgesucht, die tatsächliche oder von ihr empfundene Mängel der Self-Publishing-Szene zu korrigieren helfen sollen. Dazu gehören jetzt oder in Zukunft:

Der Buchreport widmet sich aktuell dem Thema “Perspektiven des E-Book-Geschäfts im Buchhandel“. Eine ganze Reihe interessanter Einwürfe lese ich da – primär von Buchhändlern, aber auch von anderen Branchenexperten. Über viele Punkte besteht dabei erstaunliche Einigkeit.

  • Der Wandel des kompletten Kerngeschäfts ist nicht aufzuhalten. Das gedruckte Buch wird zwar nicht verschwinden, doch das eBook wird einen großen Teil der Umsätze übernehmen.
  • Amazon setzt die Maßstäbe und wird kaum einholbar sein – dafür ist der Vorsprung zu groß. Durch die Kopplung der Inhalte an das Gerät, etwa auch bei Apple und Google, haben es unabhängige Anbieter schwer.

Im Vergleich zur Vorwoche fallen in den Amazon-Charts eine ganze Reihe neu eingestiegener Titel mit Erscheinungstermin von 2011 auf – das Ergebnis einer Sonderaktion des Anbieters zum Jubiläum von KDP. All diese Titel sind exklusiv bei Amazon verfügbar. Das verschiebt das Kräfteverhältnis in den Top 100 noch weiter zugunsten der Selbst-Verleger. Fast die Hälfte aller eBook-Bestseller, genau 49 (Vorwoche: 41), kommt in dieser Woche von unabhängigen Autoren. 38 (Vorwoche: 29) davon gibt es nirgendwo anders zu kaufen. Unter den ersten Zehn gibt es derzeit nur zwei Verlags-eBooks.

Ein gutes Motiv für Self Publishing? 33 Prozent der deutschsprachigen Autoren sind mit ihrem Verlag unzufrieden – das ergab eine Umfrage, die Autorenverbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter ihren Mitgliedern durchgeführt haben. Abgesehen davon, dass damit die große Mehrheit der insgesamt über 1200 Befragten zufrieden oder sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit ist, finden sich in der Auswertung noch weitere interessante Zahlen.

Die Zufriedenheit lässt sich zum Beispiel 1:1 auch auf die Vertragsbedingungen übertragen. Ganze 34% der deutschen Umfrageteilnehmer hätten gern andere Verträge. Mit der inhaltlich-kreativen Zusammenarbeit sind hierzulande 37 Prozent unzufrieden.

Anlässlich der Vorstellung des Kobo Aura (Test hier) beantwortete mir Kobo-Manager Wayne White, Executive Vice President and General Manager, Devices, ein paar Fragen – zum Tolino, zum Markt, über das Self Publishing – und über den neuen Kobo Aura HD.

Was gibt es Neues bei Kobo?

Wir wachsen noch immer sehr stark: 190 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Wir haben jetzt 13 Millionen Kunden und 3,4 Millionen eBooks in 68 verschiedenen Sprachen. Writing Life, unser Self-Publisher-Angebot in 13 Ländern, macht zehn Prozent unserer weltweiten Verkaufszahlen aus. Der Markt für eInk-Geräte wächst weltweit in attraktivem Ausmaß: 2015 sollen es 18 Millionen Geräte werden. Menschen, die unsere Geräte kaufen, gehören zu den aktivsten Lesern. Sie kaufen im Mittel vier Bücher pro Monat, das ist extrem viel. Im Vergleich zu den Nutzern unserer Apps kaufen eReader-Besitzer fünfmal so viel. Vielleser greifen in der Regel offenbar lieber zu einem speziellen Lesegerät als zu einem allgemeinen Tablet.

Die aktuellen SFP-Charts – diese Übersicht wird es ab jetzt regelmäßig hier geben: Welche eBooks deutscher, verlagsunabhängiger Autoren sind derzeit in den Amazon-Top-100 am besten platziert? Auf den ersten Blick ist das schnell nachzulesen: Was weniger als 3 Euro kostet, kommt sicher nicht aus einem Verlag. Irrtum: Auch Verlage haben inzwischen erkannt, dass ein günstiger Preis Käufer anzieht. Nicht zuletzt Amazon selbst macht mit dem eigenen Imprint Amazon Crossing den Self Publishern Konkurrenz.

Bei Amazon Crossing (der “Abteilung” von Amazon, die international erfolgreiche Titel in andere Sprachen übersetzt) erschienene eBooks nehme ich in die Übersicht bewusst nicht auf: Sie haben schließlich ein ziemlich großes Unternehmen im Hintergrund… Ebenso fehlen “ehemalige” Self Publisher. Ob nun “Shades of Grey”, Kerstin Gier oder andere – ehemalige Self Publisher werden zwar gern bei der Erfolgsgeschichte des unabhängigen Publizierens als Beispiele angeführt, aber sie sind eben nicht mehr Teil der Gegenwart. Etwas anderes ist es, wenn Autorinnen oder Autoren nur die Printrechte abgeben und mit den eBooks Self Publisher bleiben.

Als interessante Zusatzinformation habe ich das Feld “Exklusiv?” angefügt. Es verrät, ob das betreffende eBook via KDP Select exklusiv bei Amazon verfügbar ist. Tatsächlich müssen andere eBook-Anbieter auf den Großteil der selbst publizierten Hits verzichten. Zum Zeitpunkt meiner Erhebung (Sonntag Abend) waren 29 von 100 der eBook-Hits nur bei Amazon erhältlich. Wenn das kein Argument ist, sich lieber einen Kindle statt eines Tolino zuzulegen?

Nachdem Self-Publisher-“Geheimtipp” KNM seit kurzem nur noch Exklusiv-Verträge schließt, fehlte scheinbar ein Anbieter auf dem Markt, der alle Plattformen beliefert, offen für Self Publisher ist und dem Autor trotzdem alle Freiheiten lässt. Die Lücke war aber tatsächlich gar nicht vorhanden, denn schon seit Mitte Februar liefert die seit 20 Jahren im Musikgeschäft tätige Firma Dance All Day (im oberbayerischen Traunstein beheimatet) auch eBooks deutschland- und weltweit aus, wohl ohne das groß anzukündigen. Dank eines Tipps in der Self-Publisher-Gruppe bei Facebook kam die Nachricht nun auch bei mir an – und ich musste das Angebot natürlich gleich testen.

Vorausschickend: Das Modell, das Feiyr wählt, ist ungewöhnlich. Es ist nämlich mit gewissen, wenn auch kleinen Kosten verbunden. Die Account-Eröffnung kostet knapp zehn Euro, jede Veröffentlichung knapp 5 Euro und für das Löschen oder Ändern eines eBooks fallen rund 30 Euro an. Die zieht die Firma von dem Guthaben ab, das normalerweise durch Verkäufe entsteht – am Anfang muss der Autor aber erst einmal Geld einzahlen.

Nach einer Umfrage des Branchenverbands BITKOM unter 1000 Personen ab 14 Jahren bevorzugt bereits fast ein Fünftel (18 Prozent) aller Bundesbürger elektronische Bücher gegenüber dem gedruckten Buch. Hochgerechnet wären das rund 12,6 Millionen Personen, also mehr, als bis dato eReader im Umlauf sein dürften. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten bevorzugen dagegen gedruckte Bücher, weitere 9 Prozent sind unentschlossen. Nach BITKOM-Prognosen werden im Jahr 2013 rund 1,4 Millionen E-Reader und mehr als 5 Millionen Tablets verkauft.