Der neue “Kindle-Deal der Woche” macht Self Publishern das Leben schwer – jedenfalls in den Top 10. Dort sind nur noch vier von zehn eBooks verlagsunabhängig publiziert. Auf die gesamten Charts bezogen ergeben sich allerdings kaum Änderungen, 44 von 100 Titeln kommen von Indie-Autoren.

Dabei ist der durchschnittliche Preis sogar wieder leicht gestiegen, auf nun 2,20 Euro im Mittel. Von den Verlags-Deals aus den Top 100 verdrängt wurden übrigens nur sechs SP-Titel. Da es zugleich zwei Neueinstiege von Self Publishern gab, scheinen eher andere Verlags-Titel unter den neuen Deals zu leiden.

Vor genau zwei Jahren habe ich ein kleines Experiment gestartet, von dem ich damals noch nicht wusste, dass es mein Leben verändern würde: Ich habe ein eBook bei Amazons KDP-Programm eingestellt, das damals gerade erst in Deutschland gestartet war. Angeregt hatte mich eine Pressemitteilung von Rainer Wolf, Chef des Apple- und Gadget-Versandhändlers Arktis.de, der zu dieser Zeit mit einem selbst geschriebenen Thriller die Bestsellerlisten stürmte (“Haarp”, sein Buch, läuft im iBookstore noch immer ganz gut).

Mein Versuch hieß “Kindle – das inoffizielle Handbuch“. Es wies, wie ich heute weiß, die typischen Anfängerfehler auf, vor denen ich heute jeden Einsteiger warne: Kein Lektorat, ein selbst gebasteltes Cover – trotzdem besetzte es binnen weniger Tage die Spitzenposition der Amazon-Top-10. Und dort blieb es, monatelang – erst im Herbst 2012 rutschte das Buch nach über 500 Tagen endgültig aus der Bestenliste, nachdem es 2011 der offizielle Amazon-Bestseller des Jahres war. Die französische, italienische und spanische Übersetzung verkauften sich ebenfalls sehr gut und konnten in Frankreich, Italien und Spanien die Charts erobern. Die englische Übersetzung hingegen wurde ein Flop. Auch die chinesische Version verkaufte sich nicht – das lag jedoch daran, dass Amazon sie nicht freischaltete (genausowenig wie mein Russisch-Wörterbuch). KDP erlaubt nur Bücher in den Sprachen, in denen Amazon offiziell vertreten ist. Inzwischen hat das Kindle-Handbuch seine sechzehnte Auflage erlebt, es besitzt ein schickes Cover und erfreut sich noch immer vieler Fans.


Noch 2011 habe ich es mit Wörterbüchern für den Kindle ergänzt – Handwerkszeug, das jeder Kindle-Besitzer braucht (Französisch-Deutsch und Deutsch-Französisch kommen in diesen Tagen neu in den Handel). Hinzu kamen Kindle-Kalender (erstmals am PC editierbar) und schließlich mein erstes Sachbuch, eine Reportage über meine Reise nach Fukushima, die mir den von ePubli ausgerichteten Neuen Buchpreis 2011 einbrachte. Natürlich brachte es nicht jedes Experiment zum Bestseller. “Kindle für Kinder” etwa, der “Familienratgeber zum elektronischen Lesen” fand kaum Publikum. Blackberry gelang es nicht, das Playbook-Tablet zu verkaufen – entsprechend lief auch mein Handbuch dazu nicht. Als Dauerbrenner erwies sich hingegen “Kobo – das inoffizielle Handbuch“, von dem inzwischen einige Tausend verkauft wurden.

Ausnahmsweise nicht am Sonntag-, sondern am Montagabend das wöchentliche Update der selbst publizierten Bestseller bei Amazon. Im Vergleich zur Vorwoche hat sich einiges an Bewegung ergeben – Titel, die lange unter den ersten 100 waren, sind abgestiegen, dafür sind andere erneut eingestiegen (immerhin 12 sind letzte Woche nicht in der Liste gewesen). Auffällig ist die zunehmende Häufung der 99-Cent-Titel. Der Sonderpreis wird allmählich zum beliebten Werbeinstrument – mit dem Nachteil, dass sich dieses Werkzeug vielleicht bald abgenutzt haben wird. Mehr als die Hälfte (24) der Indie-Titel kostet diese Woche wemiger als einen Euro! Der Durchschnittspreis ist diesmal auf 2,09 Euro gesunken – von 2,37 Euro in der Vorwoche.

Die Quote der Self-Publisher-Titel hat sich nicht verändert: 45 von 100, also knapp die Hälfte, sind keinem Verlag zuzuordnen. Die Nummer 1 hat sich allerdings seit langem wieder einmal ein Verlagstitel erobert, der neue Dan Brown nämlich.

Basierend auf meinen wöchentlichen Self-Publisher-Charts und einer umfangreichen Auswertung von Smashwords-Gründer Mark Coker für den US-Markt lässt sich überschlagen, was verlagsunabhängige Autoren pro Woche in Deutschland verdienen – und wie sich diese Einnahmen auf die Preisstufen verteilen.

Zunächst meine Annahmen, die natürlich nur grob gelten:

  • Ein eBook auf Platz 1 verkauft pro Tag etwa 500 Stück
  • Ein eBook auf Platz 100 verkauft pro Tag etwa 50 Stück
  • Ein eBook auf Platz 10 verkauft pro Tag etwa 100 Stück
  • Für die Datenübertragung zieht Amazon im Mittel 3 Cent von den Nettoeinnahmen ab

Durch die Ränge dazwischen lässt sich eine Exponentialkurve legen. Ich habe die Funktion Verkäufe pro Tag = 2^(0.09*(100-Salesranking))+50 verwendet. Daraus ergeben sich die oben genannten Fixpunkte.

Amazons Sonderaktion zum KDP-Jubiläum ist vorüber – das ist bei den aktuellen Self-Publisher-Charts vor allem daran zu merken, dass der Durchschnittspreis der besten 45 unabhängig veröffentlichten eBooks von den 2,13 Euro der Vorwoche auf 2,37 Euro gestiegen ist. In den Top 100 sind Self Publisher dennoch kaum weniger stark vertreten: 45 (Vorwoche: 49) der Top 100 und 7 (Vorwoche: 8) der Top 10 kommen ohne Verlag aus.

Die Amazon-Aktion selbst hat den meisten der günstiger angebotenen Titel nicht geholfen. Zum regulären Preis konnten sich im Grunde nur noch Michael Linnemanns Krimis in den Top 100 halten (plus zwei, drei andere). Dafür ist vielen Neulingen der Einstieg gelungen, immerhin elf Titel sind neu dabei, einer hat es sogar bis auf Gesamtrang 14 geschafft.

Etwas rückläufig ist die Zahl der Amazon-exklusiven Titel: Von den 45 Indie-Autoren binden sich noch 32 exklusiv an diesen Anbieter.

Angekündigt haben es die Beteiligten ja schon seit einiger Zeit – nun ist sie an den Start gegangen: Qindie, eine Plattform im Internet, die Qualität im Self Publishing zum Durchbruch verhelfen möchte.

Die Gruppe hat sich eine ganze Reihe an Instrumenten ausgesucht, die tatsächliche oder von ihr empfundene Mängel der Self-Publishing-Szene zu korrigieren helfen sollen. Dazu gehören jetzt oder in Zukunft: