Hobby- und Profi-Autoren verbindet auch im Selfpublishing immer weniger, das könnte das Fazit des ersten Teils der Auswertung sein. Im zweiten Teil sehen wir uns konkrete Veröffentlichungswege an. Wie wirken sie sich auf die Einnahmen aus? Was schätzen die Teilnehmer der Umfrage an den Dienstleistern?
Frage 10: Wie bewerten Sie diese Veröffentlichungs-Plattformen?
Bei der Bewertung der Veröffentlichungs-Plattformen für E-Books schneidet Amazons KDP-Service noch hauchdünn am besten ab. Die Noten sind allerdings seit 2018 gesunken, von 2,13 2018 auf 2,23 in 2019 und nun 2,31 (2,307, um es genau zu nehmen). Tolino Media folgt mit exakt 2,31 gleich danach. “Gut” sind außerdem noch BoD und Bookrix, die ihre Plätze getauscht haben. In Klammern sehen Sie die Bewertung aus dem Vorjahr. Unter den “Profis” mit mindestens 2000 Euro Monatseinkommen führt in diesem Jahr KDP (2,10) vor Bookrix (2,19) und Tolino Media (2,26). BoD kommt hier mit 2,86 nicht mehr auf “gut”.
- KDP: 2,31 (2,23)
- Tolino Media: 2,31 (2,54)
- BoD 2,37 (2,45)
- Bookrix 2,47 (2,36)
- ePubli 2,74 (3,09)
- Neobooks 3,29 (3,23)
- Feiyr 3,28 (3,35)
- XinXii 4,00 (3,63)
Abgefragt hatten wir auch Smashwords und D2D, allerdings werden diese Plattformen von so wenigen Teilnehmern genutzt, dass die Bewertung nicht repräsentativ ist.
Am bekanntesten sind noch immer BoD und KDP, aber auch Tolino Media und ePubli kennen 88 Prozent der Befragten.
Frage 11: Wie verteilen sich Ihre E-Book-Umsätze im Mittel auf die einzelnen E-Book-Shops?
Selfpublishing ist bei E-Books auch im Jahre 2020 ein Amazon-Geschäft. Allerdings verschieben sich hier die Zahlen – langsam. 55 Prozent der Umfrage-TeilnehmerInnen erwirtschaften mindestens 80 Prozent ihrer Umsätze bei Amazon, 2019 waren es noch 58 Prozent. 21 Prozent verdienen in den Tolino-Shops wenigstens 30 Prozent ihrer Umsätze, im Vorjahr waren es noch 18 Prozent. Alle anderen E-Book-Shops spielen noch immer so gut wie keine Rolle.
Beschränkt man die Abfrage auf die NutzerInnen mit wenigstens 2000 Euro Monatsumsatz, verstärkt sich die Tendenz. Nur 6 Prozent nehmen mehr als 30 Prozent bei Tolino ein, während dann 77 Prozent der Antwortenden über 80 Prozent ihrer Umsätze bei Amazon machen.
Frage 12: Nutzen Sie KDP Select?
Etwa 39 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen nutzt KDP Select, das Amazon-Programm, bei dem man Exklusivität gegen mehr Sichtbarkeit tauscht. Das ist etwas mehr als 2019. Unter den Autor*innen, die bei Select dabei sind, machen die Einnahmen aus der Leihbibliothek im Mittel 46 Prozent aus, 2019 waren es 47 Prozent.
Unter den “Profis” (ab 2000 Euro Monatseinkommen) nutzen nur 9,3 Prozent Select nicht (2019: 8,4 Prozent). Bei ihnen tragen gelesene Seiten im Mittel zu 53 Prozent zum Einkommen bei, exakt genauso viel wie 2019.
Frage 13: Wie nutzen Sie Tolino Media?
Es gibt unterschiedliche Strategien, Tolino-Leser zu beliefern. Im Vergleich zu 2019 ist der Anteil derjenigen, die komplett oder zum Test Tolino Media nutzen, deutlich gestiegen.
Frage 14: In welchen Genres veröffentlichen Sie?
Die meisten der Befragten schreiben Liebesromane und Fantasy, gefolgt vom Sachbuch, Krimi /Thriller und Gegenwartsliteratur. Das Sachbuch ist damit nicht mehr Spitzenreiter wie noch 2019 . Fragt man nach dem Haupt-Genre, führt das Sachbuch noch. Sachbuch-Verfasser*innen bleiben also eher bei ihrem Genre als alle anderen Selfpublisher.
Was passt zu wem? Wer als Haupt-Genre den Liebesroman angegeben hatte, schreibt oft auch Erotik, Fantasy, Gegenwartsliteratur und New Adult. Krimi-Schreiberinnen wechseln seltener das Genre, und wenn, dann zu Gegenwartsliteratur, Liebesroman und Fantasy.
Auch hier wieder die Frage an die Profis: Wer mehr als 2000 Euro im Monat einnimmt, schreibt vor allem Liebesromane, gefolgt von Krimi / Thriller, Erotik und New Adult.
Spannend ist auch, die Frage anders herum zu stellen: Welche Genres sind unter den Autor*innen beliebt, die maximal 100 Euro monatlich einnehmen? Hier dominiert mit 65 Prozent das Sachbuch, gefolgt von Gegenwartsliteratur und Fantasy. Man sieht hier sehr schön, dass auch populäre Genres keine hohen Verkaufszahlen garantieren.
Unterschiede sind auch zu erkennen, wenn man die Statistik auf Geschlechter aufteilt. Frauen schreiben – ganz klischeehaft – vor allem Liebesromane, Fantasy, Gegenwartsliteratur und Jugendbücher, während bei Männern Sachbuch, Krimi / Thriller und Fachbuch ganz oben stehen.
Frage 15: Dienstleister für Print on Demand
Bei gedruckten Büchern ist der von den Nutzern am besten bewertete Anbieter wie schon im Vorjahr Tredition. BoD hat sich leicht verbessert. KDP Print liegt auf Vorjahresniveau (Zahlen in Klammern) und ist damit immer noch nicht “gut”.
- Tredition: 2,08 (2,04)
- BoD: 2,31 (2,38)
- KDP: 2,59 (2,59)
- ePubli: 2,83 (3,08)
Bei den Nutzern mit mindestens 2000 Euro Monatseinkommen liegt KDP Print mit einer glatten 2,5 vorn, BoD und ePubli folgen, Tredition landet mit 3,0 hinten. Die Schulnoten wurden von Umfrageteilnehmern vergeben, die den Service nach eigener Angabe getestet haben.
Frage 16: Welche Kriterien sind Ihnen bei der Auswahl eines Dienstleisters wichtig?
Was zeichnet den perfekten Dienstleister aus? Einfachheit, Schnelligkeit, Reichweite und geringe Kosten stehen hier an der Spitze. Eine persönliche Betreuung, eine Hotline oder auch das Honorar sind nicht so wichtig. Im Vergleich zu 2019 hat sich da wenig geändert, nur die Bedeutung des Honorars hat sich etwas verringert.
Für die Profis mit mehr als 2000 Euro Monatseinnahmen steht allerdings – wenig überraschend – ein hohes Honorar ganz oben, gefolgt von Einfachheit, Schnelligkeit und aktuellen Statistiken. Geschlechtsspezifische Unterschiede scheint es ebenfalls zu geben. Wer “männlich” angegeben hat, bevorzugt eher Einfachheit, weibliche Antwortende legten mehr Wert auf Schnelligkeit und Honorar.
Frage 17: Welchen Anteil haben diese Buchformate im Mittel an Ihren Umsätzen?
Dass E-Book und Taschenbuch bei der Veröffentlichung für die meisten Selfpublisher zusammengehören, haben wir in Teil 1 festgestellt. Aber wie sieht es mit den Umsätzen aus? Mit welchem Format verdient man schließlich sein Geld? Das Selfpublishing steht ja noch vor der Herausforderung, den Buchhandel zu erreichen, also dürfte das E-Book noch im Vordergrund sein. Das bestätigen auch die Zahlen.
Im Mittel haben demnach der E-Book-Kauf 41 Prozent Anteil, die Leihe 33 Prozent, das Taschenbuch 40 Prozent, das Hardcover 21 Prozent und das Hörbuch 11 Prozent Anteil. Sie werden feststellen, dass das deutlich mehr als 100 Prozent ergibt. Das hat zwei Gründe: zum einen hat wohl bei der Eingabe nicht jeder seine EÜR neben sich liegen gehabt, zum anderen gibt es bei vielen Formaten auch einen Anteil, der das betr. Format gar nicht anbietet. Etwa ein Viertel beteiligt sich nie an Leihmodellen, fast die Hälfte stellt kein Hardcover her und nur jeder Fünfte setzt auf das Hörbuch.
Greift man speziell die Gutverdiener (ab 2000 Euro) heraus, steigt der E-Book-Kauf auf 45 Prozent, die Leihe sogar auf 48 Prozent. Das Taschenbuch sinkt auf 12,5 Prozent, das Hardcover auf 6 Prozent und das Hörbuch liegt bei 8,5 Prozent. Wer als Hauptgenre Sach- und Fachbuch angegeben hat, verdient bis zur Hälfte seines Einkommens mit E-Books (Kauf und Leihe, wobei etwa die Hälfte hier keine Leihmodelle nutzt) und bis zu 80 Prozent mit gedruckten Werken.
Frage 18: Wie viel Zeit verwenden Sie pro Woche für …
Wie sieht der Alltag eines Selfpublishers aus? Im Mittel verbringt er pro Woche 10,5 Stunden mit Schreiben, sechs mit Bearbeiten und 14 mit Tätigkeiten, die ihm sonst vielleicht ein Verlag abnehmen würde. Die Gesamt-Arbeitszeit ist damit im Vergleich zu 2019 übrigens leicht gesunken.
- Schreiben 10,5 Stunden
- Bearbeiten 6 Stunden
- Social Media 6 Stunden
- Formatieren 4 Stunden
- Vermarkten 4 Stunden
Diesen “mittleren” Autor gibt es aber wie schon 2019 wohl gar nicht. Wer noch einen weiteren Beruf ausübt, dürfte kaum 30 Stunden zusätzlich verfügbar haben. Beschränkt auf die 2000-Euro-Grenze, wächst die Schreibzeit auf 17,5 Stunden (2,5 Std. weniger als 2019) und es fallen 7,5 Stunden für das Bearbeiten an. Hinzu kommen 3 Stunden für das Formatieren, 4 Stunden für das Vermarkten, und die in den sozialen Medien verbrachte Zeit steigt auf sieben Stunden. Macht dann eine mittlere Wochenarbeitszeit von 39 Stunden – durchaus sozialverträglich.
Zu sehr reduzieren lässt sich der Aufwand anscheinend nicht. Wer weniger als 50 Euro einnimmt, kommt im Mittel trotzdem noch auf 25 Stunden Wochenarbeitszeit – ein zeitraubendes Hobby.
Der erste Teil der Umfrage befasst sich mit Umsätzen, Erfahrung und Ausgaben. Im dritten Teil (folgt) geht es um Marketing, Outsourcing, den Buchhandel und Buchpreise.