Brauchen wir Amazon? Dany R. Wood

Kaufen Sie Ihre Bücher bei Amazon?

Ich habe in meinem ganzen Leben erst einmal ein Buch bei Amazon gekauft. Letztes Jahr: »Jo Nesbo: Die Larve«. Es war aber eher ein Test-Kauf. Mich interessierte, wie Amazon dies abwickelt und welche Parameter zu erfüllen sind. Als das Buch dann 3 Tage in meinem Briefkasten lag, dachte ich: Das kann ich auch – selbst online verkaufen.

Finden Sie es richtig, Bücher bei Amazon zu kaufen oder die eigenen dort verkaufen zu lassen?

Ich komme aus der Dienstleistungsbranche und für mich steht der Leser im Vordergrund: Der Leser entscheidet, was er liest und wo er kauft. Er entscheidet – nicht ich. Allerdings kläre ich auf, dass Amazon die höchsten Rabatte beim Taschenbuch fordert und dann können die Leser selbst entscheiden, die das oft nicht wissen, da Buchpreisbindung herrscht und das Buch überall gleich kostet. Von daher gibt es bei dieser Frage kein »Richtig« oder »Falsch«. Amazon ist ein Vertriebspartner von vielen, der aufgrund Monopol-Stellung die höchsten Rabatte beim Taschenbuch einfordern kann.

Würden Sie als Autor Ihre Bücher gern nicht mehr über Amazon vertreiben (lassen)?

Unternehmerisch gedacht, wäre es für mich besser, wenn die Leser im stationären Buchhandel kaufen würden oder lieber direkt von mir online bestellen. Aber wie gesagt, es entscheidet der Leser und nicht ich. Solange die Nachfrage bei Amazon da ist, werde ich selbstverständlich auch darüber verkaufen.

Was halten Sie von der Nachricht, dass Amazon die Bücher mancher Verlage nur verzögert liefert, wenn diese Verlage sich den Rabattforderungen von Amazon widersetzen?

Das zeigt klar und deutlich die Macht von Amazon. Von daher empfehle ich, sich niemals an einen Partner zu binden, sondern immer zu versuchen, mit allen Buch-Vertriebspartner zu kooperieren. Wer garantiert denn, ob Amazon nicht in einigen Jahren die Tantieme von KDP von 70% auf z.B. 20 % reduziert? Das wäre doch fatal, wenn man sich dann über Jahre eine reine KDP-Leserschaft aufgebaut hat und dann eigentlich nichts dagegen tun kann. Dem Leser wird es egal sein, denn er wird weiterhin sein e-book erhalten – was dann beim Autor übrig bleibt merkt er nicht. Für Amazon ist der Autor der Köder, um neue Leser mit deren Kaufverhaltens-Daten zu erhalten, um noch mehr Umsatz mit anderen Produkten zu generieren (»Leser die dieses Buch gekauft haben, haben auch diesen Roman gekauft«).

Was halten Sie von den Nachrichten über die Arbeitsbedingungen bei Amazon?

Ich lebe in München, dem deutschen Sitz von Amazon. Ich kenne daher das Gebäude und einige Mitarbeiter. Ich kann nur sagen: sehr nette Menschen, die dort gerne arbeiten – Startup Atmosphäre. Wie das für Lagermitarbeiter aussieht weiß ich nicht. Man muss fairerweise sagen, dass die Lager-Bedingungen in anderen Logistik-Unternehmen nicht anders sind– nur über die schreibt niemand. Von daher lasse ich mich da nicht von den Meinungen der Zeitungen blenden.

Alles zusammen genommen, mit wie vielen Sternen (von fünf möglichen) würden Sie Amazon bewerten?

Vier Sterne.

  1. Amazon hat den Online-Buchhandel in den letzten 20 Jahren populär gemacht. Und das verdammt gut.
  2. Er hat den Lesern gezeigt, wie einfach man per Klick ein Buch/e-book kaufen kann. Für diese Innovation bin ich absolut dankbar.
  3. Der KDP Vertrieb ist mit seinem Support unschlagbar gut. Die Sichtbarkeit, die man dadurch erhält, um neue Zielgruppen zu erschließen, ist nicht zu unterschätzen und das soll Amazon auch weiterhin machen.
  4. Ich bin nicht nur »Self-publisher« sondern auch »Self-Seller«, denn ich will meine Kunden nicht wegschicken, sondern sie sollen direkt bei mir online kaufen, wenn sie denn ein Print Buch möchten. Das ist mein Ziel und dafür hat Amazon einen tollen Weg geebnet. In den vergangenen 12 Monaten habe ich über 700 Taschenbücher im eigenen e-Shop verkauft. Das ist von allen Vertrieben zwar immer noch der geringste Umsatzbringer – aber mit dem größten Wachstum und Potenzial. Warum? Weil Amazon uns das »Online-Kaufen« beigebracht hat und jeder Autor dieses Kauf-Verhalten für sich nutzen kann. Doch nun heißt es, nicht weiterhin die Leser an den Online-Giganten verweisen, sondern selbst beliefern. Ein Buch kostet in der Herstellung in größeren Auflagen gerade mal 1 EUR – eine Investition, für die man schnell fast das 10-fache an Gewinn erzielen kann. Wenn es erstmal in den Köpfen der Lesern verankert ist, dass man seine Bücher direkt vom Autor beziehen kann, dann wird es für Autoren Weihnachten und Ostern gleichzeitig sein. Und Amazon hat uns allen dafür einen tollen Weg geebnet, den wir jetzt nur selbst umsetzen müssen. Ich sehe daher Amazon als Sprungbrett und jeder »Self-publisher« ist ja auch Unternehmer und muss seine eigenen Chancen und Risiken bewerten.Ich bedanke mich daher bei Amazon für seine tollen Ideen und die Chancen, die er uns Autoren damit gegeben hat. Ich gebe 4 von 5 Sternen. (1 Punktabzug, da im Printbereich die höchsten Rabatten)

Dany R. Wood kommt aus der Dienstleistungsbranche und hat sich eine Job-Auszeit gegönnt, um sich ganz dem Schreiben zu widmen..

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