Brauchen wir Amazon? Katelyn Faith

Kaufen Sie Ihre Bücher bei Amazon?

Ich habe gerade mal nachgeschaut – meine erste Bestellung bei Amazon ist vom 13. Dezember 1998. Und was habe ich wohl bestellt damals? Na klar – Bücher!

Finden Sie es richtig, Bücher bei Amazon zu kaufen oder die eigenen dort verkaufen zu lassen?

Warum sollte es falsch sein? Amazon ist ein Buchhändler wie jeder andere, macht halt nur einige Dinge besser. Ich kaufe Bücher allerdings auch bei Thalia, in der Mayerschen oder am Bahnhofskiosk, aber den Großteil meines Lesekonsums decke ich über Amazon. Seit April 2011 besitze ich einen Kindle und lese fast nur noch eBooks, die ich natürlich aus Bequemlichkeitsgründen hauptsächlich bei Amazon kaufe. Ein Klick und schon ist das eBook da. Für mich ist das System absolut perfekt. Vor allem die schnelle und günstige Verfügbarkeit von Titeln in Originalsprache kommt meinen Lesevorlieben sehr entgegen.

Würden Sie als Autorin Ihre Bücher gern nicht mehr über Amazon vertreiben (lassen)?

Ohne Amazon wäre es mir gar nicht möglich, von dem zu leben, was ich am liebsten mache, nämlich dem Schreiben von Büchern. Viele meiner Bücher sind in kleinen Verlagen erschienen, die von Buchhandlungen ignoriert werden. Nur bei Amazon ist es möglich, dass mein Buch theoretisch im selben (virtuellen) Regal liegt wie ein großer Bestseller und dadurch vom Leser gefunden wird. In Buchhandlungen findet man viele Bücher von Kleinverlagen ja nicht, und von Selfpublishern wollen wir natürlich gar nicht erst reden. Für Autoren ist das Amazon-System durchaus ein Segen.

Was halten Sie von der Nachricht, dass Amazon die Bücher mancher Verlage nur verzögert liefert, wenn diese Verlage sich den Rabattforderungen von Amazon widersetzen?

Ich sehe diese Nachricht ziemlich zweischneidig. Zum einen würde sich Amazon dadurch ja selbst eine Wunde zufügen, denn wenn ich als Leser ein Buch unbedingt haben möchte, kaufe ich es dort, wo es sofort verfügbar ist. Wenn bei Amazon 2-3 Wochen Lieferzeit angegeben sind, Thalia mir aber mitteilt, dass der Titel in „meiner“ Filiale vorrätig ist, fahre ich halt zu Thalia und kaufe es da. Ich bin doch mündig als Kunde und entscheide selbst, wo ich was kaufe.

Mir fehlt allerdings tiefere Einsicht in die tatsächlichen Hintergründe solcher Meldungen, deshalb betrachte ich die immer mit einer gewissen Skepsis und kann mir dazu auch keine Meinung bilden. Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten, und da Amazon sich diesbezüglich bedeckt hält, fehlt mir die Ansicht der hinteren Seite.

Was halten Sie von den Nachrichten über die Arbeitsbedingungen bei Amazon?

Ich habe mehrere ehemalige Arbeitskollegen, die bei Amazon arbeiten, allerdings in Bereichen wie IT oder Marketing, und von dort höre ich durchaus zufriedene Stimmen. Mir ist bekannt, dass Amazon an die Logistikmitarbeiter z.B. einen Stundenlohn zahlt, der über dem kürzlich von der Bundesregierung festgelegten Mindestlohn liegt. Viel mehr weiß ich nicht über die Arbeitsbedingungen bei Amazon; ich lehne mich aber mal aus dem Fenster und behaupte, dass sie wahrscheinlich nicht besser und nicht schlechter sind als in anderen kapitalistischen Großunternehmen (ich nenne jetzt keine Namen, aber ich denke, die meisten von uns besitzen Gegenstände aus diesen bekannten Unternehmen oder haben schon einmal bei X oder Y bestellt, ohne deren Arbeitsbedingungen zu hinterfragen. Und vermutlich sind die nirgendwo sehr viel besser). Außerdem habe ich auch ein paar Bekannte, die in Filialen großer Buchhandelsketten arbeiten (als ausgebildete Buchhändler), und ich kenne deren Aushilfsstundenlöhne. Mehr mag ich dazu nicht sagen 😉

Alles zusammen genommen, mit wie vielen Sternen (von fünf möglichen) würden Sie Amazon bewerten?

Als Kunde: mit fünf Sternen, mindestens. Der Kundenservice bei Amazon ist in meinen Augen vorbildlich, davon können sich einige andere Unternehmen eine dicke Scheibe abschneiden (und es steht ja jedem anderen Unternehmen frei, diese Messlatte mindestens zu erreichen, wenn nicht sogar zu überspringen, statt sich darüber zu beklagen).

Als Autorin: vier Sterne. Leider bringt die Unternehmensgröße es natürlich mit sich, dass Fehler passieren, und wenn man davon betroffen ist, hat man schnell das Gefühl, Willkür ausgeliefert zu sein. Wobei mir persönlich immer sehr schnell und zufriedenstellend geholfen wurde, wenn es mal irgendwo gebrannt hat. Von KollegInnen weiß ich aber, dass das leider nicht immer der Fall ist. Außerdem ist für mich die Vorstellung, mehr oder weniger auf Amazon angewiesen zu sein, etwas gruselig. Leider warte ich seit Jahren vergeblich darauf, dass in Deutschland eine ernstzunehmende Konkurrenzplattform zu kdp etabliert wird, deshalb kreide ich diesen entstehenden Monopolismus speziell im eBook-Bereich nicht Amazon an, sondern den Wettbewerbern, die Amazon jahrelang einfach nicht ernst genommen haben. Wenn ich eine ganze Weile lächelnd einem in der Höhle schlafenden Löwen zusehe, darf ich mich nicht wundern, wenn er eines Tages rausspaziert und mich auf seinem Spaziergang vertilgt.

Alexandra Amber ist unter verschiedenen Pseudonymen erfolgreiche Autorin erotischer Bücher.

Katelyn Faith Copyright

Foto Copyright: www.p41d.com / Guido Karp

  1. Poppy J. Anderson
  2. Elke Bergsma
  3. Béla Bolten
  4. Katelyn Faith
  5. David Gray
  6. Thomas Knip
  7. Albert Knorr
  8. Michael Meisheit
  9. Nika Lubitsch
  10. Helmut Pöll
  11. Sarah Saxx
  12. Catherine Shepherd
  13. Annelie Wendeberg
  14. Dany R. Wood
  15. Marah Woolf

 

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