Brauchen wir Amazon? Sarah Saxx

Kaufen Sie Ihre Bücher bei Amazon?

Ich kaufe seit 2003 auf Amazon ein. Nicht nur Bücher, sondern auch CDs, DVDs und noch vieles mehr, und ich bin ein zufriedener Kunde. Selten gehe ich auch in die Buchhandlung, um dort zu stöbern, aber ich bevorzuge den bequemen Weg von zuhause aus – im Pyjama auf dem Sofa. Nicht zuletzt, weil es mit zwei kleinen Kindern einfach die ruhigere Art ist, Bücher zu kaufen.

Finden Sie es richtig, Bücher bei Amazon zu kaufen oder die eigenen dort verkaufen zu lassen?

Natürlich, sonst würde ich es nicht machen.

Würden Sie als Autorin Ihre Bücher gern nicht mehr über Amazon vertreiben (lassen)?

Wieso sollte ich genau das ändern, was dazu beitrug, meinen Lebenstraum zu erfüllen? Hätte Amazon mir nicht diese große Tür geöffnet, auf ganz einfachem Weg selbst zu veröffentlichen, hätte ich vermutlich nie mit dem Schreiben begonnen.

Da ich immerhin selbst zu den bequemen Leuten gehöre, die Online bestellen, fände ich es unsinnig, meine Romane anderen zu verwehren, indem ich Amazon als Marktführer ausklammere – ganz davon abgesehen, dass ich mir selbst damit schaden würde, da ich den Großteil meiner Bücher über Amazon verkaufe.

Was halten Sie von der Nachricht, dass Amazon die Bücher mancher Verlage nur verzögert liefert, wenn diese Verlage sich den Rabattforderungen von Amazon widersetzen?

Ist es nicht überall im Geschäftswesen so, dass es zu Anpassungen der Preise und Rabatte kommt? Weshalb also wird es hier so aufgebauscht? Ach ja, Amazon ist doch die elektronische Verkörperung des Bösen! Auf mich wirkt es, als wären einige Verlage mit dem rasanten Wachstum und den innovativen Ideen (z.B. der Self Publishing-Plattform) etwas überfordert und wollen die Veränderungen am Markt nicht wahrhaben. Sie haben womöglich verpasst, sich dem Geschehen anzupassen, da sie stur an ihren alten Traditionen und Verlagsabläufen festhalten und lassen jetzt ihren Frust am „Feind Nr. 1“ aus. Für die Medien ein gefundenes Fressen. Für die Mitläufer ein weiterer Grund, sich aufzuregen. Und für die Tratschtanten ein neues spannendes Thema, über das man sich auslassen kann.

Im Grunde schneidet sich Amazon mit der Verzögerung gewisser Bücherlieferungen meiner Meinung nach ins eigene Fleisch – zumindest aus der Sicht des Lesers. Wenn ich als Kunde das gewünschte Buch sofort lesen will und ich weiß, dass ich es im Laden um die Ecke lagernd kaufen kann, gehe ich doch auch dort hin. Immerhin steht es jedem Kunden selbst frei, zu entscheiden, woher er die Waren beziehen will. Kann der Kunde warten, wird er auch weiterhin auf Amazon bestellen.

Was halten Sie von den Nachrichten über die Arbeitsbedingungen bei Amazon?

Gegenfrage: Was halten Sie von den Nachrichten über die Arbeitsbedingungen der Textilhersteller in Ländern wie China, Indien oder Bangladesch?
Das ist doch im Grunde die selbe Frage, oder etwa nicht? Es ist schrecklich, und trotzdem tragen Sie genau in diesem Moment mindestens ein Kleidungsstück, das unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wurde. Arbeiter werden ausgebeutet und müssen sich unter schlimmsten Bedingungen ihren Billigstlohn verdienen. Also – wie war noch mal die Frage?

Alles zusammen genommen, mit wie vielen Sternen (von fünf möglichen) würden Sie Amazon bewerten?

Von mir fünf Sterne für den bösen Monopolisten, der im Grunde keiner ist und sicher auch nie sein wird, da es genügend Alternativen für den Kunden gibt, die auf Amazon angebotene Waren wo anders zu beziehen. Ach ja, und diese Möglichkeiten werden immerhin auch genutzt. Ich persönlich finde die Möglichkeiten, die Amazon uns bietet, großartig. Waren es früher die Versandhäuser, die Modeketten mit dem einfachen Bestellen aus Katalogen von zu Hause aus nervös machten, so ist es heute Amazon – nur einige Nummern größer. Trotzdem wird es nie eine Welt geben, in der die Menschheit nur mehr über Amazon die Waren bezieht (auch, wenn Jeff Bezos vielleicht hin und wieder davon träumen mag). Auf mich wirkt die Aufregung um Amazon wie die Reaktion trotziger Kinder. Immerhin steht jedem Kunden frei, selbst zu entscheiden, woher man seine Produkte bezieht.

Waren es früher noch die Tante-Emma-Läden, die nach und nach verschwanden, so werden auch heute hier und dort kleine Buchhandlungen wieder schließen müssen. Aber ich denke nicht, dass man verallgemeinern kann, deren Insolvenz ausschließlich auf Amazon zurückzuführen. Viele fürchten sich vor Amazon, dabei liest der Gigant im Grunde nur den Kunden die Wünsche quasi von den Augen ab. Diejenigen, die diese Masche der Kundenwunschanpassung nun als böse Machenschaft abtun, sind vermutlich jene, die den Sprung auf diesen Zug verpasst haben und/oder Angst davor haben, aufzuspringen. Denn vielleicht würde sich dadurch herauskristallisieren, dass der bisherige Weg der Falsche war? Dass man Schlupflöcher übersehen hat, die einen unter Umständen Millionen gekostet haben? Oder dass man Millionen investieren müsste, um sich wieder in die „richtige“ Richtung zu bewegen … Dabei werden Marktanalysen schon seit Jahrzehnten durchgeführt, nur Amazon beherrscht es wohl sehr gut. Nicht umsonst hat Jeff Bezos sein Unternehmen zu einem der erfolgreichsten der Welt gemacht.

Die Österreicherin Sarah Saxx ist mit romantischen Romanen erfolgreich.

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  1. Poppy J. Anderson
  2. Elke Bergsma
  3. Béla Bolten
  4. Katelyn Faith
  5. David Gray
  6. Thomas Knip
  7. Albert Knorr
  8. Michael Meisheit
  9. Nika Lubitsch
  10. Helmut Pöll
  11. Sarah Saxx
  12. Catherine Shepherd
  13. Annelie Wendeberg
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  15. Marah Woolf